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Zertifizierungslehrgang zur strukturalen Familien- und Falldiagnostik nach Oevermann

 

 

Ziel: In diesem Lehrgang erlernen Sie die soziologische Methode der Objektiven Hermeneutik nach Oevermann   und deren analytische ursachen-verstehende Vorgehensweise

 

  

  

 

Curriculum

 

GEAMTÜBERBLICK

 

Voraussetzungen, um an dem Lehrgang „Strukturale Familien- und Falldiagnostik nach Oevermann“ teilzunehmen sind:

 

Persönliche Eignung durch

  •  die Fähigkeit des logischen Schließens, sowohl unter der Berücksichtigung von Gesamtzusammenhängen als auch der spezifischen Falldetails.

  • Die Fähigkeit, Erkenntnisse aus verschiedenen relevanten Wissenschaftsbereichen interdisziplinär in Einklang zu bringen.

  • Bereitschaft für einen verständnisvollen und wertschätzenden Umgang mit anderen

  • Kommunikationsfähigkeit sowie die Bereitschaft und Fähigkeit zum eigenverantwortlichen Handeln.

 

Theoretisch-praktischer Unterricht: (143 UE, 1 UE = 50 min)

      I.   Basisseminar (kann auch separat, außerhalb der Gesamtausbildung,

      belegt werden.) 22 UE

 

II.  Aufbauseminare

 

  1. Aufbau                               22 UE

  2. Aufbau                               11 UE

  3. Aufbau                               33 UE

 

          III.  Supervidierte Fallanalyse    44 UE

 

          IV.  Abschlussarbeit                   11 UE

 

 

 

 

 

2. ALLGEMEINES ZIEL

 

Analyse und Diagnostik sind im gesamten sozialen/systemischen Bereich, in dem es um professionelles Fallverstehen geht, unerlässlich, will man sich nicht mit dem Kategorisieren äußerer Merkmale zufriedengeben. Die zunächst aufwendig erscheinende Sequenzanalyse erkennt und behandelt „hinterlassene Spuren“ einer Handlungspraxis als Ausdrucksgestalten und ist in der Lage, diese sinnlogisch – wie Puzzlestücke aneinander zu fügen. Was sich daraus ergibt ist ein Gesamtverständnis, ein psychosoziales Profil, ein Persönlichkeitsmuster. Mit diesem Einblick in die Tiefen eines Menschen lassen sich dessen nächsten Handlungsschritte, selbst unbewusst herbeigeführte Wirklichkeitsmuster, logisch ableiten und mit einer hohen Wahrscheinlichkeitsgenauigkeit das Handlungsspektrum ausloten.

 

 Es handelt sich um ein Fallverstehen, das bewusst und strategisch darauf aus ist, die Ebene der bloßen Deskriptivität zu verlassen und zu überwinden zu Gunsten einerSinn und Bedeutung erschließenden und aufschließenden „Gegenstands-“analyse und –diagnostik.

 

Die Bedeutung von familiären und außerfamiliären Einflüssen auf die Entwicklung der Identität und Individualität des Menschen zu verstehen, ist zentral für das strukturale Fallverstehen.  Dass dabei sowohl die konkrete, in sich zumeist sehr komplexe und vielschichtige Entwicklungsthematik als auch die vorhandenen Selbstheilungspotentiale (Ressourcen) herausgearbeitet werden, ist für die Methode des strukturalen Fallverstehens nach Oevermann konstitutiv.

 

    Auf der grundlegenden Ebene jeder Persönlichkeit sind bestimmte Muster dafür verantwortlich, dass ein Individuum sich in der sozialen Welt orientieren und an ihr teilhaben kann. Anders formuliert könnte man auch davon sprechen, dass das strukturale Fallverstehen darauf abzielt, diejenigen Strukturen zu ermitteln, die einen Menschen zu einem unverwechselbaren Individuum mit einzigartiger Identität bzw. Subjektivität machen.  Das Bewusstmachen dieser Strukturen, auch Objektive Bedeutungsmuster oder latente Sinnstrukturen genannt, führt dazu, das Persönlichkeitsprofil eines Menschen in seiner systemimmanenten Sinnhaftigkeit verständlich und deren regelgeleitete Handlungsmuster erkennbar zu machen.  

Der Aufschluss unbewusster Handlungsmuster ermöglicht im sozial/therapeutischen Arbeitsfeld, professionellen Handlungsträgern nicht nur das Erkennen von Familien-Lösungsmustern und Selbstheilungspotentialen, sondern auch eine authentische Arbeitsbeziehung im Beratungsprozess, in dem alle Arbeitsschritte für alle Beteiligten transparent sind.  Neben einer zielgerichteten Zusammenarbeit mit den Klienten, die in einem Raum des professionellen Verstehens stattfindet, ist das strukturale Fallverstehen damit gleichzeitig ein Instrument für Transparenz und Qualitätssicherung in der sozialen Arbeit.

 

 

 

 

3. DIDAKTISCHER GRUNDSATZ

 

Die Methode der Lehrenden beruht auf den neusten Erkenntnissen der Gehirnforschung, d. h. Kreativität, autonomes Denken, persönliche Stärken und Talente der TeilnehmerInnen finden ihren Entfaltungsrahmen. Die daraus entstehende Begeisterung für die Ausbildungsinhalte ermöglicht deren Integration in das eigene Tun und Denken.  

 

 

4. LEHRPLAN

 

I.Basisseminar: Grundlagen zur strukturalen Familien- u. Falldiagnostik (22UE)

 

 

In diesem Modul begegnen Sie den zentralen Elementen des rekonstruktionslogischen Fallverstehens und erfahren deren Anwendung an einem Fallbeispiel. Mit dem Erwerb der theoretischen Grundlagen vollziehen Sie einen grundsätzlichen Perspektivwechsel auf das Fallgeschehen und sind in der Lage,

 

  •  die dahinter liegende Fallstrukturgesetzlichkeit zu erkennen

  •  die treibende Handlungsmotivation auszumachen

  •  die vorgefundene Fall-Wirklichkeit in einer Grund-Folge-Beziehung als

sinnlogisch zu verstehen

  

Lehrinhalte:

Der Perspektivwechsel in der Strukturalen Falldiagnostik steht im Einklang mit modernen wissenschaftlichen Erkenntnissen.

 

Die wichtigsten

  • soziologischen,

  • anthropologischen,

  • entwicklungspsychologischen und

  • quantenphysikalischen Grundlagen

 

werden vermittelt.

 

Daneben ist Prof. Dr. U. Oevermanns soziologische Methode der Objektiven Hermeneutik, als Herzstück der strukturalen Falldiagnostik, von inhaltlich zentraler Bedeutung:

  • Sie erfassen den entscheidenden Unterschied der qualitativen und der quantitativen Sozialforschung.

  • Die sog. Schlüsselbegriffe der Objektiven Hermeneutik werden zu Ihrem analytischen “Handwerkszeug”

  • Sie üben sich in der Sequenzanalyse, - dem Wechselspiel zwischen Wirklichkeit und Möglichkeiten (Das praktische Verfahren der Strukturalen Falldiagnostik):

    • Wie analysiert man sog. Objektive Daten (Geburtsdaten, Sterbedaten, 

Heiratsdaten etc.)?

  •  Die Welt als Text: objektiv-hermeneutische Feinanalyse am Beispiel eines verschriftlichten narrativen Interview.

  • Sie erfahren, wie die Fallstrukturanalyse in jeder klinischen Praxis ihre Anwendung finden kann.

 

 

 

II. Aufbauseminare:

 

Aufbau 1. Rekonstruktion der Familiengeschichte (22UE)

 Praxisseminar:

  • gemeinsames Analysieren von Objektiven Daten

  • Auswertung der Ergebnisse

 

Die Teilnehmer/innen sind in der Lage, eine Familiengeschichte ausschließlich mittels recherchierter Daten (Geburtsdaten, Sterbedaten, Heiratsdaten, Beruf, Wohnort, etc.) zu rekonstruieren, das treibende Handlungsmuster über mehrere Generationen zu erkennen, und Persönlichkeitsprofile einzelner Familienmitglieder zu erstellen.

Des Weiteren sind sie befähigt, resonante Themen auf den Bezugsebenen der Familienmitglieder auszumachen, Reproduktionsprozesse zu erkennen und Ideen für Transformationsprozesse zu entwickeln.

Es handelt sich bei der strukturalen Fallanalyse einerseits um den je konkreten Einzelfall, dessen Persönlichkeitsprofil ermittelt wird. Da dieses individuelle Profil erst in einem umfassenden Strukturgeflecht erkennbar wird, führt die  Fallanalyse andererseits zum Erkennen übergreifender Lebens-Wirklichkeiten: Der Teil und das Ganze (vgl. Heisenberg).

 Es lassen sich somit fundierte Aussagen entwickeln zu Fragen wie:

 

  • Nach welchen Prinzipien funktioniert eine Partnerschaft?

  • Wie lebt sich Elternschaft jenseits eines Gebrauchsmusters?

  • Woraus ergeben sich klare Grenzen innerhalb und außerhalb der Familie?

  • Familie und Gesellschaft, - welchen Beitrag kann Familie heute leisten?

 

 

 

 

 

Aufbau 2:  Analyse der Persönlichkeitsstruktur anhand eines narrativen

                  Interviews (11UE)

 

Sprache als Handlung zu verstehen und diese sequenzanalytisch zu analysieren, führt zu einer tiefen Erkenntnis des treibenden latenten Handlungsmusters des Klienten. Sie erwerben die Kompetenz, mit wenig „Text“ eine tiefe Verstehens-Ebene zu erschließen. Sprache als Ausdrucksgestalt zu erfassen ermöglicht z. B. aufgezeichnete Erstgespräche, vorliegende Gutachten, Bewerbungsunterlagen oder andere Dokumente nicht nur inhaltlich zu erfassen. Vielmehr ermöglicht die Analyse von Sprachgestalten einen diagnostischen Zugriff auf die Ist-Situation resp. das aktivierte und latente Persönlichkeitspotential eines Menschen.

 

 Die TeilnehmerInnen erwerben in diesem Praxisseminar:

  • Interviewtechniken

  • Transkriptionstechniken

  • Analyseverfahren

 

Lehrstoff:

  • Was ist ein narratives Interview  und wie wird es erhoben?

  • Worauf kommt es bei der Transkription eines sog. Protokolls an? 

  • Wie funktioniert die Verkürzung der Bearbeitung z. B. eines mehrstündigen Interviews?

  • Welche Schlüsselhinweise lassen sich in besonderen Wort- und Sprachgestalten erkennen?

 

Die sprachliche Aufmerksamkeit wird dabei geschärft, womit jeder „menschliche Kontakt“ erst zur Begegnung wird.

 

 

 

Aufbau 3:  Theoretische Grundlagen der strukturalen Familien- und

                   Falldiagnostik (33UE)

 

Die strukturale Familien- und Falldiagnostik funktioniert u. a. deshalb, weil sie dem realen Prozess des Lebens folgt, davon konnten die TeilnehmerInnen sich bislang hauptsächlich im praktischen Tun überzeugen. Dieses Seminar führt einerseits zur Vertiefung und Erweiterung der wissenschaftlichen Erkenntnisse, auf denen die Strukturale Falldiagnostik basiert. Andererseits erhalten Sie Zugang zu den Erkenntnissen, die die FamilienSystemDiagnostik in 20jähriger Grundlagenforschung gewinnen konnte. Der reale Prozess des Lebens selbst wird aus einer Metaposition sichtbar und wirft uns gleichzeitig unmittelbar auf uns selbst, in ein Leben voller Sinn.

 

Lehrinhalte:

 

  1. Das zugrunde liegende Menschenverständnis nach Prof Dr. J. A. Stüttler

    1. Die Sozialität des Menschen:

Soziologische und psychologische Aspekte von Familie

  1. Die Individualität des Menschen:

  • Entwicklungsphasen des Menschen (nach Werner Meinhold, Präsident der Internationalen Gesellschaft für Integrative Tiefenpsychologische Therapie in Hypnose und Hypnoseforschung)

  • Hemmnisse der Selbstentfaltung: insb. (sexueller) Missbrauch

            3.  Die Naturalität des Menschen

                 Der Mensch in Raum und Zeit, insb. soziologische Aspekte des 19. und

                 20. Jhd. und deren sozialer Wandel in Zeit

 

  1. Erkenntnis statt Informiertheit

  • Die Objektive Hermeneutik Oevermanns

  • Die moderne Physik – Quantenphysik -, Naturwissenschaft bestätigt moderne Sozialwissenschaft

 

 

 

III.Supervidierte Fallanalyse, Praxisseminar (44 UE)

 

Sie erlangten das „methodische Handwerkszeug“ einer / eines Profilers. In dieser Unterrichtseinheit geht es um die eigenständige Umsetzung der erworbenen Erkenntnisse an einem Praxisfall unter Supervision der Lehrenden.

 

  • Wo finde ich relevante objektive Daten? – Arbeiten mit matricula-online

  • Welche Fakten sind für die Hintergrundrecherchen eines Falles relevant?

  • Welche Analyseschritte werden verschriftlicht und wie geht das?

  • Auswertung der Analyseergebnisse: Die Persönlichkeitsstruktur auf dem Hintergrund der Familiengeschichte:

  • Die aktuelle Thematik des Probanden als heilenden Reproduktionsprozess ausmachen, - das Entwachsen aus strukturalen Einschränkungen.

  • Alte Schutzmechanismen als Kompensationslösung diagnostizieren

  •  Eruierung von Maßnahmen, die den Probanden in seiner Profil/Potential-Erweiterung gezielt unterstützen

  •  Erstellung eines Ergebnisberichtes

 

Für den sozialtherapeutischen Bereich:

 

Ziel ist es, dem Klienten seine Krisensituation als sinnvollen Teil eines sowohl persönlichen als auch systemischen Selbstheilungsprozesses bewusst zu machen. Diese Bewusstwerdung ist gleichzusetzen mit

  • Verstehen,

  • Annahme,

  • Aussöhnung

  • und mit Vertrauen in sich selbst. 

 

In diesem Prozess enthebt sich der Klient sukzessive aus Selbstzweifeln, die bewusstseinseinschränkend bislang zu allen möglichen Angstreaktionen (Flucht/Starre/Aggression) führten, -enthebt sich der Mensch in ein selbstbestimmtes Leben.

 

 

IV. Abschlussarbeit (11UE)

 

Die Teilnehmer/innen präsentieren aus ihrer Abschlussarbeit

 

  • eine Analysesequenz eines selbst erhobenen und bearbeiteten narrativen Interviews, oder

 

  • eine Teilanalyse einer Familiengeschichte (Analyse Objektiver Daten)

 

 

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